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Schatzkammer

Schatzkammer

 

Mit dem Wiederaufbau des Westquerhauses von St. Kunibert, abschlossen 1993, ergab sich die Möglichkeit, den vielen kostbaren Reliquien, die das Stift seit alters her besaß und die mit seiner Geschichte eng verknüpft sind, wieder einen adäquaten Platz zu geben und sie auch den Besuchern der Kirche angemessen zu präsentieren. So wurde die Kölner Künstlerin Ingrid Bussenius mit der Gestaltung einer Schatzkammer im Nordflügel des Westquerhauses beauftragt.

Die vier Wände der Kammer sind innen in den Farben grau, rot, gelb und blau gefasst. Die eingezogenen Raumecken sind verglast und erlauben so dem Besucher einen Einblick, ohne die Kammer betreten zu müssen.

An der grauschwarz gefassten Portalwand ist innen ein Prozessionsleuchterpaar angebracht.

 

Die Raummitte nehmen die beiden einzigartigen Textilien ein, die einst als Reliquienhüllen in den Reliquienschreinen dienten. Der sogenannte Sassanidenstoff, großes Fragment eines um 800 in Byzanz oder in Syrien entstandenen Seidengewebes mit der Darstellung der Löwenjagd, wurde 1898 dem Kunibertschrein entnommen und war lange Zeit im Erzbischöflichen Diözesanmuseum ausgestellt. Die sogenannte Ewaldidecke, in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts entstanden, wurde 1942 dem Schrein der Heiligen entnommen. Wahrscheinlich diente sie, bevor sie als Reliquienhülle verwendet wurde, als Altardecke. Die Seitenteile sind mit den Darstellungen von Annus, umgeben von Tag und Nacht, den Jahreszeiten und Elementen sowie den Tierkreiszeichen, und von Sonne und Mond, umgeben von den Tierkreiszeichen, geschmückt.

An der roten Wand sind insgesamt 14 farbig gefasste Reliquienbüsten aufgestellt. Die neun Büsten in den oberen Reihen, die alle im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts entstanden, bilden den Kernbestand der angestammten Reliquienbüsten in St. Kunibert, wie eingelegte Pergamentzettel mit Eigentumsvermerk aus dem 15. Jahrhundert belegen; sie waren zusammen mit einer zehnten, derzeit nicht auffindbaren Büste in den Reliquienschränken untergebracht. Unter ihnen sind außen zwei halbfigurige Büsten, entstanden kurz nach 1350, aufgestellt, in der Mitte drei kleinformatige männliche Büsten. Die mittlere, um 1335/40, trägt noch die gut erhaltene Originalfassung mit zwei Stifterwappen. Sie wird von den Büsten der heiligen Ewalde flankiert, deren eine vermutlich in der Spätgotik dem Original von 1340 nachgearbeitet wurde, um ein Büstenpaar zu erhalten. Es spielte, wie auch die Siegelung erweist, eine besondere Rolle im liturgischen Leben der Stiftskirche und wurde noch im 19. Jahrhundert im Reliquienschrein im Chor aufbewahrt.

An der blauen Wand umgeben Reliquienbüsten aus zwei zu Beginn des 19. Jahrhunderts zerstörten Klosterkirchen in der Nachbarschaft von St. Kunibert eine Wandvitrine mit Schatzstücken. Die oben links aufgestellten Büsten der hll. Clementius und Martialis aus dem Gefolge der hl. Ursula, um 1350 geschaffen, stammen aus dem Augustinerinnenkloster St. Maximin. Rechts von ihnen stehen die Büsten der hl. Gaudentia und des hl. Clonodeus, beide nach 1350, die wie die beiden um 1500 entstandenen spätgotischen Büsten zu Seiten der Vitrine aus dem aufgehobenen Machabäerkloster nach St. Kunibert übertragen wurden. Von dem darunter angeordneten kleinen Büstenpaar wurde, mutmaßlich im 19. Jahrhundert, eine Büste dem Original der Zeit um 1470/80 nachgebildet.

 

Die Wandvitrine enthält zehn Schatzstücke, teilweise aus St. Kunibert, teilweise aus nicht mehr bestehenden Klöstern der Nachbarschaft übertragen. Aus der Machabäerkirche stammt der Überlieferung zufolge der kleine, von Diakonen getragene Bergkristallschrein (um 1400). Auch das Schädelreliquiar des hl. Joachim vom Ende des 15. Jahrhunderts wurde ursprünglich in dieser Kirche aufbewahrt. Das grazile Turmreliquiar entstand Ende des 15. Jahrhunderts. Die spätgotische Paxtafel besitzt hinter der Pergamentminiatur der Kreuzigung ein Reliquiendepositorium.

 

Ein Glaszylinder mit barocker Silberfassung dient ebenfalls als Reliquienbehälter. Die Mitte der oberen Reihe nimmt die barocke Miniaturbüste des hl. Bruno auf Alabastersockel ein. Die Reliquie des Gründers des Kartäuserordens, der in der Nähe von St. Kunibert geboren wurde, stammt aus dem Kartäuserkloster und wurde 1837 nach St. Kunibert gegeben. Zu Seiten stehen vier Reliquiare in Form barocker Sonnenmonstranzen. Das innere Paar, entstanden 1905 und um 1910 bei Alois Kreiten in Köln, wurde 1997 von den Ursulinen, die ihre Niederlassung an der Machabäerstraße aufgeben mussten, als Dauerleihgabe nach St. Kunibert gegeben. Darin sind Reliquien der Ordensgründerin Angela von Merici und der Ordenspatronin Ursula enthalten. Das äußere Paar stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und enthält zum einen Reliquien der hll. Antonius von Padua und Clemens, zum andern eine Kreuzpartikel.

Die goldgelbe Wand dient als Träger der Hauptstücke des Kirchenschatzes. In der Wandvitrine stehen vor goldenem Grund die Reliquienbüste des hl. Antonius und zwei Armreliquiare sowie, leicht erhöht, das sogenannte Ziborium, ehedem vermutlich auch ein Reliquienbehälter mit Kristalleinsatz. Diese überaus kostbaren Goldschmiedearbeiten mit Stanzstreifen, Grubenschmelz- und Filigranplatten entstanden nach der bedeutenden Reliquienstiftung des Diakons Theoderich, die für 1222 bezeugt und unmittelbar mit dem Bau der heutigen Kirche verknüpft ist. Sie umfasste neben einer Kreuzreliquie eine Bartreliquie des hl. Antonius, Armreliquien der hll. Nikolaus und Georg sowie eine Oberschenkelreliquie der hl. Barbara. Inhaltlich korrespondiert mit diesen Reliquien das rechts unterhalb der Wand eingelassene ursprüngliche Hochaltarsepulcrum aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, dessen umfangreicher Inhalt, gesammelt von dem Priesterkanoniker Constantius, im Gegensatz zu den Reliquien in den vorgenannten Schatzstücken weitgehend ungestört geblieben ist. Unter dem Bleikasten wird in einer Schublade ein zeitgenössisches, ihm entnommenes Fragment eines spanischen Seidengewebes mit Vogelpaaren unter Bäumen aufbewahrt.

 

Martin Seidler

 

Eine Büste kehrt zurück

Lange Zeit galt eine stattliche Ursula-Büste aus dem Kirchenschatz von St. Kunibert als verschollen. Mittlerweile konnte sie aus dem Kunsthandel zurückerworben werden und wird nun in Zukunft mit den übrigen Heiltümern und Preziosen der Kirche in der wunderbaren Schatzkammer im nördlichen Westquerhaus aufgestellt.

Sie war zusammen mit neun weiteren hochgotischen Kölner Büstenreliquiaren, die sich heute noch in der Schatzkammer erhalten haben, in einem spätgotischen Reliquienschrank geborgen, welcher vor dem Zweiten Weltkrieg in der Heimann’schen Kapelle auf der Südseite des Westquerhauses aufgehängt war und leider zu den Kriegsverlusten gehört. Die Büste ist gut erhalten. Sie zeigt eine Märtyrerin aus der Schar der hl. Ursula bis zur Schulterhöhe. Das für die Kölner Kunst der Hochgotik typische hölzerne Reliquiar ist zur Bergung des heiligen Gebeins vollständig ausgehöhlt, der Kopf zur Aufnahme des Schädels, der Büstenbereich für die übrigen

Knochen, welche durch eine ungewöhnliche Maßwerköffnung in Gestalt eines eine Blüte rahmenden liegenden Vierblattes teilweise sichtbar waren.

Die farbliche Erscheinung der Büste entspricht dem Usus der Kölner Bildhauer in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts: Das Kleid ist vergoldet und war ursprünglich reich verziert mit einem punzierten Eichblattmuster; am unteren Rand zur heute verlorenen Standfläche wird es durch eine rote Kante abgesetzt.

Aufgrund der Herstellungstechnik (Büste durchgehend und vollständig ausgehöhlt, Reliquien sichtbar) und des Stils lässt sich die schöne Ursula-Büste aus St. Kunibert innerhalb der reichen Kölner Büstenproduktion des 14. Jahrhunderts etwa um 1330/1340 datieren.8 Stilistische Merkmale sind der gleichmäßig gerundete, fast kugelige Kopf und die charakteristische, wellige Art der Haargestaltung.

Die Reliquienbüste vervollständigt den wunderbaren Bestand von St. Kunibert, der in Köln nach der Goldenen Kammer von St. Ursula mit heute insgesamt 22 Exemplaren der umfangreichste noch erhaltene ist, um ein einzigartiges Exemplar.

 

Ulrike Bergmann

 

Führungen nur nach Absprache mit dem Pfarramt

 

Kunibertsklostergasse 2,

50668 Köln

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Pfarrbüro St. Agnes

Tel.: 78 80 75-0

 

https://www.katholisch-in-koeln.de/ueber-uns/st-kunibert/

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