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Baudaten

Dreischiffige spätstaufische Gewölbebasilika mit einem Langhaus zu drei Doppeljochen und kurzem östlichem Querhaus. Die Ostapsis über kleiner Krypta wird von Türmen über den Querhausenden flankiert. Ausladendes Westquerschiff mit Mittelturm.

7. Jahrhundert

Bischof Kunibert (wohl 623 - 663), einer der bedeutendsten merowingischen "Reichsbischöfe", gründet oder erneuert eine dem hl.Clemens geweihte Kirche, die sich auf dem nördlich der römischen Stadt gelegenen Gräberfeld befindet und in der er nach seinem Tod bestattet wird. Dieser Kirche könnte, wie bei anderen Kölner Stiftskirchen, ein frühchristlicher Memorialbau vorausgegangen sein.

 

In dem später Niederich genannten Bezirk um die Stiftsimmunität entwickelt sich seit fränkischer Zeit eine von Fischern und Rheinschiffern bewohnte Siedlung.

 

um 690

Die beiden Ewalde, zwei während der Sachsenmission getötete angelsächsische Priester, werden in der Kirche bestattet.

 

9. Jahrhundert

Kultische Verehrung des hl.Kunibert bezeugt.

 

866

Erste urkundliche Erwähnung des Stifts St.Kunibert in dem von Erzbischof Gunthar angelegten Besitzverzeichnis des Kölner Bistums (sog. Gunthar'sche Güterumschreibung).

 

965

Im Testament des Erzbischofs Bruno sind bescheidene Legate für die Pflege der Reliquien Kuniberts und der beiden Ewalde ausgewiesen.

Mitte 11. Jahrhundert

Durch Grabung zu rekonstruierender Neubau: flachgedecktes dreischiffiges Langhaus und dreiteiliger Westbau, der aus einem älteren quadratischen Mittelturm, später angefügten quadratischen Flankentürmen und einer Vorhalle besteht.

 

Teile einer Pilastergliederung am Außenbau 1991 gefunden: Fragmente von profilierten Basen, Gesimssteinen und korinthisierenden Kapitellen. Ähnliche Pilastergliederungen finden sich u.a. am Westwerk von St.Pantaleon in Köln (984/91 - um 1000) und am Essener Münster (1039 - 1058).

 

Während des Hochmittelalters erhält das Stift eine eigene Pfarre; der Stiftsdekan ist zugleich Pfarrer der zugehörigen Gemeinde. Diese besitzt keine eigene Kirche; der Gemeindegottesdienst findet an den Seitenschiffaltären und am Kreuzaltar vor dem Stiftschor statt, seit dem Spätmittelalter im Südarm des westlichen Querhauses.

 

3.Oktober 1074

Erhebung der Gebeine der beiden Ewalde durch Erzbischof Anno (reg.1056 - 1074). Bei diesem Anlass hüllte man die Reliquien in die sog. Ewaldi-Decke, ein Tuch des 10. Jahrhunderts mit Darstellungen des Jahres und der Jahreszeiten, der vier Elemente und der Tierkreiszeichen.

 

1106

Die im Norden der Römerstadt entstandene Vorstadt Niederich wird mit dem Stiftsbezirk in die neue Stadtbefestigung einbezogen.

 

1168

Erhebung der Gebeine Kuniberts und Kanonisierung des Heiligen.

 

um 1215 - 1247

Errichtung der spätaufischen Kirche:

 

Im dreijochigen Langhaus Wechsel zwischen kreuzförmigen Hauptpfeilern und schmalen, querrechteckigen Nebenpfeilern. Im Mittelschiff zweigeschossiger Wandaufriß: unten Scheidarkaden, darüber Obergaden mit Blendtriforium und großen Rundbogenfenstern. Den Raumabschluss bilden sechsteilige Rippengewölbe mit spitzen Gurtbögen.

 

In den Seitenschiffen kuppelige Kreuzrippengewölbe mit hängenden Schlusssteinen, in den Außenwänden flache Nischen mit Achtpassfenstern.

 

Das kurze östliche Querhaus ist im Inneren eine große Chorhalle. Die fünfteiligen, konchenartig schließenden Querarme vereinheitlichen den Raum. An den Stirnwänden ist der zweigeschossige Aufriss der Apsis fortgesetzt: gemuldete Wandnischen und tiefe Fensteröffnungen im Untergeschoss, ein Laufgang hinter hohen Bögen auf Pfeilern mit Säulen im oberen Geschoss.

 

Die weite Ostapsis ist in zwei Geschosse mit Laufgängen gegliedert. Unten ruhen fünf leicht spitzbogige Arkaden auf Drillingssäulen vor durchfensterten Nischen. Im Obergeschoß tragen kürzere Drillingssäulen spitzbogige Arkaden mit umlaufenden Wülsten.

 

Der dem Stiftsklerus vorbehaltene Bereich erstreckte sich ehemals bis in das östliche Mittelschiffsjoch und war durch hohe Schranken vom Langschiff abgetrennt.

 

Die raumhaltige Wandgliederung der Ostteile und das sechsteilige Gewölbe des Mittelschiffs erinnern an St.Aposteln in Köln. Die Außengliederung steht in der Tradition der rheinischen Etagenchöre (Bonner Münster, in Köln St.Gereon, Groß St.Martin, St.Aposteln). Rundbogenblenden auf flachen Lisenen gliedern das Untergeschoß, darüber rahmen Bogenblenden auf Vollsäulen die Fenster. Eine Zwerggalerie ohne den sonst üblichen Plattenfries bildet den Abschluß.

 

Westbau: ausladender, dreijochiger Querriegel mit achtteiligen, muschelartig herabgezogenen Gewölben in den Querarmen und sechsteiligem Gewölbe im Mitteljoch. Zweigeschossige Wandgliederung mit Blendbögen im Erdgeschoß und einem Laufgang hinter hohen Diensten im oberen Geschoss.

 

Zweigeschossige Gliederung des Außenbaus durch Lisenen und Bogenfriese. Heutige Gruppierung und Form der Fenster in der Westwand entsprechen nicht dem originalen Zustand (freie Erfindung der Rekonstruktion von 1981/93.

 

Sakristei (im Winkel zwischen Ostapsis und nördlichem Querarm): ein auf unregelmäßigem Grundriß errichteter Raum mit kuppligem sechsteiligem Rippengewölbe.

 

Krypta: unregelmäßig runder Raum, Zugang ursprünglich östlich in der Fundamentmauer, Bandrippengewölbe auf einer Mittelsäule. Die Krypta war kein Kultraum mit Verbindung zum Kircheninnern, sondern enthielt in ihrer Westwand eine Öffnung zu dem ,Kunibertspütz' genannten Brunnenschacht, Der Legende nach spielt die Muttergottes auf dem Grund des Brunnens mit den Seelen der ungeborenen Kölner Kinder. Dieses vielleicht noch aus vorchristlicher Zeit stammende ,Wasserheiligtum' könnte die heidnische Keimzelle der gesamten Anlage gewesen sein.

 

Ostteile und Langhaus repräsentieren die niederrheinisch-maasländische Romanik. Die Verwendung des bewährten Formengutes zu einer Zeit, als man in Köln mit dem Bau des gotischen Doms beginnt (1248) ist Merkmal der rheinischen Spätromanik.

 

Stiftsgebäude und Kreuzgang lagen auf der Nordseite der Kirche. Ein Verbindungskorridor zwischen Kreuzgang und Chorhalle ist samt der Klausurpforte erhalten.

 

bis 1261

Bauarbeiten am westlichen Querhaus und Turm. Vor dem Westportal wird eine offene Vorhalle errichtet. Der Bau war für die Errichtung eines Turms ursprünglich nicht angelegt, die Statik des Turms also von Beginn an prekär (Einsturz 1830).

 

1260/70

Taufkapelle an der Südseite des südlichen Querarms eingefügt: eine mit Rippengewölbe gedeckte Nische mit malerischer Ausstattung (Kreuzigung Christi).

 

1376 - Anfang des 15. Jahrhunderts

Durch Brand 1376 schwere Schäden am Westturm, den Gewölben des Westquerschiffs und den Dächern der Osttürme. Der Westturm wird bis um 1400 mit einem Obergeschoß in gotischen Formen wiederhergestellt, die beiden Osttürme erhalten zu Beginn des 15.Jahrhunderts neue gotische Knickhelme.

 

12. April 1666

Brand nach Blitzschlag, der die Dächer von Langhaus, östlichem Querhaus und Chortürmen sowie den Giebel über der Apsis zerstört. Beim Wiederaufbau bis 1668 erhält die Apsis ein steiles Halbkegeldach in Höhe des Langhausfirstes.

 

1724 - 1730

Neuer barocker Hochaltar.

 

1802

Säkularisierung des Stiftes. St.Kunibert wird Pfarrkirche.

 

1817/1818 - 1822

Abbruch der maroden gotischen Knickhelme der Osttürme; Ersatz durch Pyramidendächer.

 

1821

Abriß der Stiftsgebäude.

28. April 1830

Ein Sturm bringt den Westturm, Teile des Westbaus und der angrenzenden Langhausdächer sowie die Vorhalle zum Einsturz. Wiederaufbau in historistischer Manier 1836 - 1870 nach Plänen von Johann Peter Weyer und Heinrich Nagelschmidt, unter Beteiligung von Karl Friedrich Schinkel. Innen wird eine doppelgeschossige, brückenartige Pfeilerarkatur in der westlichen Vierung zur statischen Sicherung des Turms eingebaut. Die Gewölbe des Westbaus werden in Holz erneuert. Die Anordnung und die Formen der Fenster gegenüber dem alten Zustand verändert, ferner reicherer ornamentaler Dekor. Steiler Knickhelm auf dem Westturm.

1835 - 1840

Restaurierung der Glasfenster im Ostchor.

 

1877/1878

Neugotische Knickhelme auf den Osttürmen.

 

1856 - 1870

Neuausmalung der Ostteile durch Michael Welter unter Einbeziehung von 1839 wiederentdeckten mittelalterlichen Malereien.

1880 - 1885

Neuausmalung des Langhauses durch Matthias Göbbels.

 

bis 1889

Ostgiebel zwischen den Türmen und das ursprüngliche Apsisdach wiederhergestellt.

 

ab 1898 - 1901

Umfassende Instandsetzung des Äußeren.

1942- 1945

Schwerste Kriegsschäden: Zerstörung des Westbaus einschließlich des Turmes bis auf die Umfassungsmauern. Verlust aller Dächer, etlicher Mittelschiffgewölbe, der Gewölbe im Nordseitenschiff und in der Sakristei. Schäden an den Gewölben des südlichen Seitenschiffs. Der nördliche Chorturm teilweise zerstört, das gesamte Außenmauerwerk beschädigt.

1946 - 1955/1968

Wiederaufbau im Wesentlichen gemäss dem Vorkriegszustand unter der Leitung von Karl Band (Architekt) und Wilhelm Schorn (Statik). Wiederherstellung von Ostchor und Langhaus innen bis 1955, außen bis 1968. Die Osttürme erhalten Pyramidendächer. Die Ruine des westlichen Querschiffs zunächst durch eine Mauer vom Langhaus abgetrennt. Farbige Fassung des Innenraums nach Entwürfen von Karl Band, Willy Weyres und Hans Heider.

 

1981/82 - 1993

Historisierender Wiederaufbau von Westquerschiff und Westturm in Anlehnung an den Zustand vor dem Einsturz 1830. Die Entwürfe zu Fassade und Turm von Leo Hugot, das Konzept des Querschiffs mit verstärkten Vierungspfeilern von Otmar Schwab. Die heutige Westfassade mit großen Rundbogenfenstern weicht vom Zustand vor 1830 deutlich ab.

Führungen nur nach Absprache mit dem Pfarramt

 

Kunibertsklostergasse 2,

50668 Köln

Kontakt über das

Pfarrbüro St. Agnes

Tel.: 78 80 75-0

 

https://www.katholisch-in-koeln.de/ueber-uns/st-kunibert/

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