Die Baugeschichte der ehemaligen Stiftskirche St. Gereon reicht von frühchristlicher Zeit bis ins 13. Jahrhundert. Ausgangspunkt und Kern der Anlage ist eine Friedhofskirche des 4. Jahrhunderts. In mehreren Etappen wurde sie erweitert und verändert zu dem eigenwilligsten Bau der mittelalterlichen Kölner Architektur, der die Grenze zwischen den Epochen der Romanik und der Gotik markiert.
Erste Hälfte oder Mitte des 4. Jahrhunderts
Auf einem römischen Gräberfeld westlich vor der Stadt wird ein Memorialbau zu Ehren von Märtyrern errichtet, der vielleicht bereits als Kirche dient:
Es entsteht ein Zentralbau über etwa ovalem Grundriss, mit Kuppel, acht Kapellen, großer Apsis im Osten, Vorhalle und Atrium im Westen; an derselben Stelle hatte zuvor ein kleinerer Grabbau gestanden
6. Jahrhundert
Vermutlich Umbau im Inneren: das Obergeschoss wird neugestaltet
Um 590
Gregor von Tours (+ 594) berichtet über die Verehrung von Märtyrern der Thebäischen Legion in der Kirche 'ad sanctos aureos' ('Zu den goldenen Heiligen'); diese Bezeichnung deutet auf die Ausstattung des Inneren mit Goldmosaiken
612
Der Merowingerkönig Theoderich nimmt in der Kirche die Huldigung der Franken entgegen.
Um 839
Erstmals wird ein Stift an der Kirche bezeugt; das Atrium und seine Anbauten dienen als Stiftsgebäude.
Frühes 9. Jahrhundert
Der hl. Gereon wird als Patron der Kirche genannt.
Während der Regierungszeit des Kölner Erzbischofs Hildebold (vor 787 - 818) gibt es vermutlich eine bauliche Veränderung: ein rechteckiger Chor entsteht anstelle der Apsis, eine Außenkryta wird gebaut.
818 wird Hildebold in St. Gereon bestattet.
866
Das Stift St. Gereon gilt als ranghöchste Kirche der Kölner Diözese nach dem Dom (entsprechende Nennung in der Gunthar'schen Güterumschreibung).
Um 1062 ?? - 1067/69
An der desolaten Kirche werden unter Erzbischof Anno II. (1056-1075) umfangreiche Baumaßnahmen vorgenommen:
anstelle der Apsis (oder des späteren Chores) Bau eines langgestreckten Chores mit Krypta (Weihe 1069).
1121
Die Gebeine des hl. Gereon werden gefunden und seither als Reliquien verehrt.
Neuausstattung des Zentralbaus mit Wandmalereien (Fragmente erhalten).
1151-1156
Unter dem Kölner Erzbischof Arnold von Wied wird der Chor umgestaltet: Erweiterung um ein von Türmen flankiertes Chorquadrat mit Apsis
Verlängerung der Krypta nach Osten
Ausstattung des Chores mit Wandmalereien und Mosaikfußboden (Reste erhalten).
1180
Das Stift St. Gereon wird in die staufische Stadtbefestigung einbezogen.
1190
Die Christophorus-Kapelle bei St. Gereon wird zur Stiftspfarre erhoben
Um 1190/91 - 1212
Erneuerung des Heiligengrabes in der Krypta und des darüberstehenden Gereonaltares im Chor. Altarweihe und Erhebung der Reliquien im Jahr 1212
Zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts - Anfang des 13. Jahrhunderts
Der Kreuzgang des Stifts wird errichtet, die Pfarrkirche St. Christoph neugebaut.
1210/19 - 1227
Der frühchristliche Kernbau wird erhöht, außen ummantelt und zu einem Zehneck (Dekagon) umgestaltet: über dem beibehaltenen ursprünglichen Erdgeschoss werden drei Geschosse errichtet (Emporen, Laufgang mit Fächerfenstern, Geschoss mit Lanzettfenstern). Den Abschluss bildet eine Rippenkuppel.
Außen Errichtung von Strebepfeilern und -bögen, Zwerggalerie und Zeltdach.
Um 1220/30
Die Stiftsgebäude werden erneuert, eine neue Vorhalle wird der Kirche vorgesetzt.
1242 - 1245
Anbau der Taufkapelle: kleiner Zentralraum mit Rippengewölbe
Wandmalereien im sog. Zackenstil (Heilige, Christus als Weltenrichter zwischen Maria und Johannes).
Ende des 13. Jahrhunderts
Die Krypta wird neu ausgemalt.
vor 1319
An der Südseite des Chores wird eine gotische Sakristei errichtet.
Zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts
Im Langchor werden gotische Gewölbe und Maßwerkfenster eingezogen.
17. und 18. Jahrhundert
Die Apsisfenster werden vergrößert.
Neuausstattungen im barocken Stil.
1802
Säkularisation: Aufhebung des Stifts; St. Gereon wird Pfarrkirche.
1813-1820
Abbruch der Stiftsgebäude und des Kreuzgangs.
1837
Abbruch der Pfarrkirche St. Christoph.
Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
Bauliche Wiederherstellung der Kirche.
1883 - 1891
Neuromanische Innenausstattung nach einem Programm von August Essenwein.
1940-1944
Kriegszerstörung: Brand, Einsturz der Nordwestecke des Zentralbaus, starke Gefährdung des Gewölbes.
1949
Der Chor wird wiederhergestellt und gottesdienstlich genutzt.
1956
Wiederherstellung der Krypta.
1949 - 1985
Der Zentralraum wird statisch gesichert und wiederhergestellt;
seither wird die gesamte Kirche wieder liturgisch genutzt.
bis 2001
Neuausstattung: Glasfenster, Fußboden, Orgel
Die Kirche ist täglich von 10.00 - 18.00 Uhr geöffnet
(In Ausnahmefällen ist lediglich die Vorhalle geöffnet).
Gereonskloster/Christophstraße
50670 Köln
Tel.: (0) 221 474507-0