In den angewandten Künsten setzte man während der romanischen Epoche die Traditionen der vorangegangenen Zeit fort. Die bisherigen Aufgaben blieben bestehen und wurden erweitert; die Techniken von Goldschmiedekunst, Elfenbeinschnitzerei, Metallguß und anderen übte man weiterhin aus und perfektionierte sie.
Der Goldschmiedekunst bediente man sich vornehmlich für die sakralen Gefäße und Geräte: Der Bedarf an Reliquiaren war groß, denn die Reliquien, die verehrten leiblichen Überreste von Heiligen, sollten in kostbaren Behältnissen aufbewahrt und gezeigt werden. Die größte Aufgabe wurde der Schrein für die Gebeine eines Heiligen. Für diese zunehmend aufwendiger gestalteten Gehäuse bot man wertvolle Materialien und alle Kunstfertigkeiten auf: Gold und Schmucksteine, antike Kameen und Gemmen, in Gold getriebene Figuren und Reliefs, Ornamente und figürliche Darstellungen in Emailtechnik.
Der in den Jahrzehnten vor und um 1200 tätige Nikolaus von Verdun, der unter anderem den Kölner Dreikönigenschrein und den Marienschrein in Tournai fertigte (auch mit Beteiligung anderer), war einer der herausragenden Goldschmiede. Seine später zu einem Altarretabel umgearbeitete Verkleidung für den Ambo in der Klosterneuburger Stiftskirche ist das umfänglichste und künstlerisch wie handwerklich anspruchsvollste Werk der romanischen Emailkunst. Für die Gestalten auf den Tafeln und die Figuren an den Schreinen des Nikolaus waren wohl Vorbilder aus der römisch-antiken Skulptur entscheidend.
Kelche mit Patenen sowie Kreuze wurden ebenfalls aus Gold gefertigt und vielfach mit Reliefdarstellungen und Schmucksteinen versehen. Kreuze, Altargeräte (z.B. Leuchter) und diverse Gefäße stellte man aus Bronze her. Solche Stücke der Kleinkunst blieben in immerhin nicht ganz geringer Zahl erhalten, da sie als sakrale Gegenstände besonderen Wert besaßen, über lange Zeit verwendet und in kirchlichen Schatzkammern aufbewahrt wurden.
In spätantiker und frühmittelalterlicher Tradition blieb auch im 12. und 13. Jahrhundert die Elfenbeinschnitzerei ein Zweig des Kunstwerks. Nach wie vor dienten Elfenbeintafeln mit heilsgeschichtlichen Darstellungen oder Bildern von Heiligen als Schmuck für Buchdeckel, waren von vergoldeten Leisten mit Steinbesatz und Filigran gerahmt. Als leichter zu beschaffendes und weniger teures Material gebrauchte man freilich auch Walroßzahn.
Von den fragilen Zeugnissen der früh- und hochmittelalterlichen Textilkunst hat nur eine geringe Anzahl überdauert, darunter z.B. Herrschermäntel und liturgische Gewänder aus orientalischen oder südeuropäischen Stoffen, die teils mit Goldfäden und Perlen bestickt sind oder waren. Die Gewänder wurden in Byzanz und Süditalien oder (aus importierten Stoffen) im Norden gefertigt. Bildteppiche mit biblischen oder profanen historischen Darstellungen kennt man seit jenem berühmten Teppich von Bayeux, der die Eroberung Englands durch die Normannen schildert (nach 1066). Später fertigte man an verschiedenen Orten derartige Wandbehänge an, um die Mitte des 12. Jahrhunderts etwa in Niedersachsen gewirkte und geknüpfte Teppiche; sie waren zum Schmuck von Wänden und Schranken, vielleicht auch von Böden in Kirchen bestimmt.
Der Karlsteppich, einer von mehreren Teppichen im Domschatz von Halberstadt, ist ein Beispiel der späten Romanik; er zeigt Karl den Großen, den Stifter des Bistums Halberstadt, umgeben von antiken Philosophen, die mit ihren Spruchbändern Eigenschaften des heiligen Kaisers benennen.
Die romanischen sakralen Gegenstände der angewandten Künste waren, als man sie noch für den Gottesdienst und den Schmuck der Kirchen gebrauchte, notwendige Teile der Ausstattung. Heute noch verwendete Reliquiare und Schreine sind Zeugen einer geistig-religiösen Tradition. Die profanen Dinge, wie Gefäße, Teppiche oder anderes, dienten der Stilisierung des Lebens, sind Zeugnisse der Kultur einer adelig-höfischen Welt.