Hardenrath-Kapelle
vor 1466
St. Maria im Kapitol, im Winkel zwischen Ostkonche und südlicher Zwickelkapelle
In spätgotischer Zeit wurde St. Maria im Kapitol mit Stiftungen reicher Kölner Bürger, zunächst vor allem der Patrizier bedacht, dies wohl auch aufgrund der Rolle der Kirche bei offiziellen Anlässen des Stadtrates. Zu den bedeutendsten Stiftungen in Köln zählten im 15. Jahrhundert die der Familie Hardenrath. Der nach Köln zugewanderte, im Tuchhandel sowie in Renten- und Kreditgeschäften tätige reiche Neubürger und Ratsherr Johann Hardenrath (gest. vor 1479) gab z. B. beim Kölner Dombaumeister Konrad Kuyn (gest. 1469) die Chorschranke für die Ostkonche von St. Maria im Kapitol in Auftrag (1464; Rekonstruktion 1985/90).
Die wichtigste Stiftung des Ehepaares für die Kapitolskirche ist die als Privatoratorium im Winkel zwischen südlicher Zwickelkapelle und Südkonche errichtete, 1466 (?) geweihte Salvatorkapelle - ein Privatoratorium, das liturgisch, rechtlich und finanziell von der Kirche unabhängig war.
Die Hardenrath-Kapelle ist ein kleiner Anbau auf quadratischem Grundriss mit Altarerker. Man betritt sie vom Umgang der Südkonche durch ein stichbogiges Portal. Im Umgangsjoch ist ihr eine auf Pfeilern ruhende Sängerempore vorgelagert.
Bis zum Zweiten Weltkrieg besaß die mit einem Netz-Sterngewölbe überspannte Kapelle eine bedeutende spätgotische Ausstattung, von der nur Teile erhalten sind. Chorgestühl und Wandmalereien als Hauptschmuck der Kapelle sind verloren. Die spätmittelalterliche Orgel wurde bereits im 19. Jahrhundert verkauft, das Weihwasserbecken befindet sich heute in der westlichen Eingangshalle der Kirche. Die Wandmalereien (aus dem Umkreis des Meisters des Marienlebens, um 1466, und aus dem frühen 16. Jahrhundert) zeigten unter anderem den thronenden Christus des Weltgerichts, ferner verschiedene Heilige. An der Westwand verwies eine kleine Szene mit Singmeister, Sängern und Organist auf die mit der Kapelle verbundene Stiftung einer täglichen Singmesse und einer Antiphon "von unser lieven Frawen". Zur Erfüllung dieser Stiftung diente die Sängerempore. Der hierfür bestallte Kantor bewohnte das - gleichfalls von den Hardenraths gestiftete - Singmeister-Häuschen östlich der Südvorhalle.
Zu Seiten des Altarerkers sind heute wieder die Figuren des Christus Salvator und der Maria auf reich gestalteten Konsolen aufgestellt (Umkreis der Werkstatt Nikolaus Gerhaerts von Leyden in Straßburg, um 1465).
Nur in übermaltem Zustand sind die Glasmalereien des Altarerkers erhalten: Das Ostfenster enthält das Bild der Kreuzigung Christi zwischen den Schächern, die seitlichen Erkerfenster zeigen Christus mit der Samariterin und mit der Ehebrecherin, ferner Stifterbildnisse (um 1465). Das Altarretabel mit der Reliefdarstellung der Gottesmutter zwischen Aposteln (Ende des 15. Jahrhunderts, Flügel Ende des 19. Jahrhunderts) gehört nicht zur ursprünglichen Ausstattung.
Zur Stiftung von 1466 zählte auch die Sängertribüne, ein Emporeneinbau mit Netzgewölbe und Skulpturenschmuck. Sie ist über ein Treppentürmchen und einen Gang über dem Gewölbe der benachbarten Zwickelkapelle zugänglich. Die dreiseitige Empore über trapezförmigem Grundriß hat oberhalb der drei flachen Arkaden an Stirnseiten eine Maßwerkbrüstung. Kleine Steinskulpturen (Christus und verschiedene Heilige an den Brüstungen, ferner Engel als Wappenhalter und Evangelistensymbole) ergänzen das Bildprogramm des Ganzen. In einer Nische über dem Portal zur Kapelle befindet sich ein Relief des Salvator mit Weltkugel, flankiert von den Stifterwappen und zwei auf die Stiftung bezogenen Inschrifttafeln.
Marienplatz 17-19
50676 Köln
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