Kreuzigungsfenster
Köln, nach 1510
St. Maria im Kapitol, nördliches Seitenschiff, zweites Fenster von Westen
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden in den Seitenschiffen, dem Umgang der Konchen und dem Obergaden der Querkonchen die romanischen Fenster vergrößert und in gotischen Formen neugestaltet. Hierfür stifteten Kanoniker an St. Maria im Kapitol, Patrizier und Adlige Glasmalereien. Von sechs Fenstern sind größere Teile erhalten, die sich heute überwiegend im nördlichen Seitenschiff und in der südlichen Zwickelkapelle befinden.
Eines der Fenster im Seitenschiff zeigt die über die drei Bahnen reichende Szene der Kreuzigung, die um zwei Heilige und die Stifter erweitert ist: In der mittleren Bahn ragt das auf einem durch Totenschädel und Knochen als Golgatha gekennzeichnetem Hügel errichtete hohe Kreuz mit Christus auf. Am Kreuzesfuß kniet die trauernde Maria Magdalena, die den Längsbalken umfasst. Links stehen Johannes und Maria sowie im Vordergrund der hl. Hubertus als Bischof. Hinter dieser Gruppe befinden sich Longinus, der mit der Lanze die Seitenwunde Christi öffnete und durch das Blut Christi von seiner Blindheit geheilt wurde, sowie ein Soldat. Rechts unter dem Kreuz stehen mehrere Zuschauer und der hl. Hieronymus als Kardinal. Die vorderste Zone der seitlichen Bahnen nehmen die kleinformatigen Darstellungen der Stifter ein. Den links knienden Mann in Rüstung weist sein Wappen (steigender schwarzer Löwe auf gelbem Grund und schwarz konturierter steigender Löwe auf weißem Grund) als Herzog Wilhelm IV. von Jülich-Berg (1475-1511) aus. Die gegenüber knienden, in kostbare Brokatgewänder gekleideten Frauen dürften dessen Frau Sibilla von Brandenburg und ihre Tochter Maria sein. Das mit Silbergelb und Schwarzlot gemalte Glasgemälde von ausdrucksstarker Farbigkeit wird in die Jahre nach 1510 datiert. In verschiedenen Einzelheiten steht das Fenster zwei anderen, wohl wenig älteren Kölner Glasgemälden mit demselben Thema nahe (in St. Severin und im Dom). Dies lässt annehmen, sie seien in derselben Werkstatt angefertigt worden, wahrscheinlich in der von Hermann Pentelynk dem Älteren und dem Jüngeren.
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